Auf der Via Francigena durch die südliche Toskana und die Region Latium.
13 Etappen | 300 km
E1' Tag 194 - 206 | 6.-21.3.23
Der Weg führt nach Rom
Die von mir gewählte Route der Via Francigena entlang der Via Cassia durch die Toskana und das südliche Latium ist deutlich einfacher zu wandern als der vergleichbare Abschnitt des E1, der weiter östlich durch die Regionen Umbrien und Latium führt.
E1 versus Via Francigena
E1
Die Originalroute des E1 führt auf diesem Abschnitt durch die Gebiete Umbrien und Latium.
Umbrien ist von ausgedehnten Bergrücken mit Weidewirtschaft und Ackerbau geprägt, von Beckenlandschaften und Tälern mit intensiver Landwirtschaft und ausgedehnten Gebirgszügen des Umbrischen Apennins.
In Latium führt der E1 über das Kalkgebirge der Abruzzen. Dort wurden Dörfer durch mehrere Erdbeben stark beschädigt und teils noch nicht wiederaufgebaut.
Der E1 ist in diesem Abschnitt spärlich markiert und einige Etappen sind offiziell bisher noch gar nicht eröffnet.
VF
Mein Weg folgt dem letzten Abschnitt der Via Francigena von Siena nach Rom, wo der Pilgerweg nach 1.600 km endet.
Die Route verläuft durch die südliche Toskana und dem westlichen Teil Latiums. Die Gegend ist geprägt von hügeligen Landschaften und Tuffgestein vulkanischen Ursprungs, Canyons mit herausragenden Bergen und tiefen Kraterseen.
Die Via Francigena führt entlang meist gut befestigter und bestens markierter Wege. Das Wandern geht einfach auf diesem bekannten Pilgerweg, der stets um die Staatsstraße 2 (SS 2) mäandert, die auch Via Cassia genannt wird.
Zur Einstimmung
Besonderes am Wegesrand
Via Cassia
Der heutige Pilgerweg „Via Francigena“ mäandert von Siena bis nach Rom um die „Via Cassia“, verläuft mal links, mal rechts der breiten Staatsstraße (Strada Statale SS 2), manches Mal über sie hinweg oder unter durch und gelegentlich muss man an ihr entlang laufen, was nicht so schön ist.
Angelegt wurde die "Chassische Straße" von den Römern (genauer: von dem Geschlecht der Cassier) schon vor Christi Geburt. Die steinerne Straße mit einer Breite von 3m war über viele Jahrhunderte eine wichtige Handels- und Heerstraße zwischen Norditalien und Rom. Einst soll sie bis Genua gereicht haben. Die genaue Streckenführung lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Nur südlich des Bolsea-Sees ist auf drei Kilometer Länge noch ein Originalstück erhalten, auf dem man wandern kann. Die Steine liegen immer noch absolut eben, das Wandern darauf ist einfach und komfortabel.
Karl der Große soll 773 n.Chr. bei seinem Italien-Feldzug mit seinem Heer diesen Weg genutzt haben, um schließlich vor den Toren Roms zu stehen. Wegen des großen Frankenkönigs wurde die Via Cassia seinerzeit auch Via Francigena (Frankenstraße) genannt.
Crete Senesi
Die Crete Senesi beginnt südlich von Siena. Übersetzt bedeutet es: "Tonminerale von Siena". Ich habe es als ein Gebiet von außerordentlicher Schönheit erlebt, mit sanften Hügeln, über die der Pilgerweg rauf und runter verläuft. Links und rechts des Weges gibt es ausgedehnte Ackerflächen, die sich für mich, der hier im Frühjahr wanderte, im satten Grün präsentierten.
Val d'Orcia
Auf der dritten Etappe kreuzt man den Fluss Orca kurz hinter dem beschaulichen Dorf Bagno Vignoli. Weiter geht es durch das Val d'Orca mit seinen sanften Kegelhügeln. Große Felder beherrschen weiterhin das Bild. In der Ferne kann man den Rocca di Radicofani ausmachen, auf den die VF zusteuert. Am Ende der dritten Etappe ist das kleine Bergdorf, das auf 800 Höhenmetern liegt, erreicht. Der lange Aufstieg ist zwar recht beschwerlich, aber die grandiose Fernsichten entschädigen dafür.
Lago di Bolsena
Nach der Hälfte der Tour trifft man auf den Bolsenasee (Lago di Bolsena), einem fast kreisrunden See vulkanischen Ursprungs. Er füllt eine Caldera, die durch den Einsturz unterirdischer Magmakammern entstanden ist. Doch das ist 300.000 Jahr her, heute gibt es keine vulkanischen Aktivitäten mehr in dieser Region. An den Ufern des Sees oder am Rand der Caldera gibt es einige Ortschaften. Seit 1990 darf keine weitere Uferbebauung mehr erfolgen.
Viterbo
Nach der Hälfte der Tour bietet sich ein Pausentag in Viterbo an, einer mittelgroßen Stadt mit ca. 60T Einwohnern. Mitten hindurch führt die Via Cassia, wodurch der Ort schon zu römischen Zeiten (ab 300 v. Chr.) an Bedeutung gewann. Im 8.Jhrdt. wurde er Teil des Kirchenstaates und blieb es bis 1871. 1167 erlangte Viterbo durch Kaiser Barbarossa das Stadtrecht, als Dank errichtete die Stadt dem Kaiser einen Palast. 1192 wurde Viterbo Bischofssitz, von 1257 bis 1281 residierten nacheinander acht Päpste in Viterbo, nicht zuletzt, weil die Stadt anbot, einen Kuriensitz zu errichten. So wurde in mehreren Abschnitten der "Palast der Päpste“ (Palazzo dei Papi di Viterbo) errichtet. Im 2. Weltkrieg wurde der Ort schwer zerstört, doch als eine der ersten italienischen Städte vollständig wieder aufgebaut.
Rom
Roms Geschichte beginnt 800 v. Chr. mit einem Bündnis kleiner Dörfer. Innerhalb weniger Jahrhunderte entwickelte Rom sich zu einer Megastadt mit über 1 Mio. Einwohnern. Früh wurde sie „Ewige Stadt“ genannt. Sie war Zentrum des Römischen Reiches. Mit dem Zerfall des Weströmischen Reiches im 5. Jhdt. sank die Bevölkerung auf 100T, fünfhundert Jahre später lebten lediglich noch 20T Menschen in Rom. Ihre Bedeutung wuchs erst wieder mit dem Aufstieg des Kirchenstaates. Als Rom 1871 italienische Hauptstadt wurde, zählte es 210T Einwohner. Im 20. Jhdt. wurde sie in einem rasanten Wachstum wieder zur Millionenstadt.
Als Innenstadt Roms gilt der Bereich innerhalb der Aurelianischen Mauer, die im 3. Jahrhundert um das Gebiet der sieben Hügel errichtet wurde. Das historische Zentrum breitet sich zum großen Teil am linken Ufer des Tibers aus. Hier befinden sich die meisten und größten Baudenkmäler aus der Antike. Die christlichen Gebäude hingegen sind auf beiden Seiten des Tiber verstreut. Die Vatikanstadt mit dem weithin sichtbaren Petersdom befindet sich auf der rechten Seite des Tiber. Das historische Zentrum von Rom, der Petersdom und die Vatikanstadt wurden von der UNESCO im Jahre 1980 zum Weltkulturerbe erklärt.
Es wird kaum möglich sein, Rom an einem Tag zu erfassen.
Die Route
Ablauf
Für diese Tour geht das von mir in Italien gerne praktizierte Konzept eines stationären Basecamps nicht auf, denn die Route führt nicht an Bahnstrecken entlang. So muss man für jeden Tag eine andere Unterkunft buchen.
Anreise: Mo., 6.3.23 | Hamburg ✈ Florenz 🚄 Siena ✔️
Abreise: Die., 21.3.23 | Rom ✈ Hamburg ✔️
Etappen (13+ 1 Pausentag)
E1' 194-🇮🇹 ⛪VF: Siena > Buonconvento, 33km
E1' 195-🇮🇹 ⛪VF: Buonconvento > San Quirico d'Orcia, 23km
E1' 196-🇮🇹 ⛪VF: San Quirico d'Orcia > Radicofani, 35km
E1' 197-🇮🇹 ⛪VF: Radicofani > Acquapendente, 23km
E1' 198-🇮🇹 ⛪VF: Acquapendente > Bolsena, 23km
E1' 199-🇮🇹 ⛪VF: Bolsena > Montefiascone, 17km
E1' 200-🇮🇹 ⛪VF: Montefiascone > Viterbo, 19km
E1' 200.1-🇮🇹 ⛪VF: Viterbo (Centro storico), 5km (Pausentag)
E1' 201-🇮🇹 ⛪VF: Viterbo > Vetralla, 18km
E1' 202-🇮🇹 ⛪VF: Vetralla > Sutri, 25km
E1' 203-🇮🇹 ⛪VF: Sutri >Campagnano di Roma, 26km
E1' 204-🇮🇹 ⛪VF: Campagnano di Roma > La Storta, 22km
E1' 205-🇮🇹 ⛪VF: La Storta > Rom, 5km
E1' 206-🇮🇹 ⛪VF: Rom, 13km
Die beste Möglichkeit, aus Rom zum Flughafen Fiomicino zu gelangen, ist der „Leonardo Express“. Die Züge verkehren ab 5.20 Uhr bis 22:30 Uhr alle 15 bis 30 Minuten (je nach Tageszeit) zwischen Hauptbahnhof „Termini“ und Flughafen. Transferzeit: ca. 35 Minuten. Das Ticket für den Leonardo Express (Stand 03/23: 14 Euro) kann man direkt über TrenItalia buchen.
Links
Christoph Henning, Pilgerweg: Via Francigena
Zur Route des E1: HIKING EUROPE: Italien - Umbrien und Latium Nord