Entlang der Via Francigena nel Sud durch die Region Latium (Süd) zum Golf von Gaeta
Latino-Scalo ➡️ Cellole
7 Etappen | 170 km
E1' Tag 213 - 219 | April 2024
Al Golfo di Gaeta
Weiter geht es auf der Via Francigena Sud, die dem alten Handelsweg Via Appia von Rom über Capua zum Adriatischen Meer nach Brindisi folgt.
Noch bis Capua soll es „mein Weg“ durch Italien sein. Doch auf dieser Tour werde ich das Zwischenziel nicht erreichen. Der Golf von Gaeta ist das gesteckte Ziel dieser Tour.
VFsud
Die VIA FRANCIGENA nel SUD startet in Rom und verläuft südostwärts hin zu den Küstenstädten Apuliens (it. Puglia). Dort liegen die Häfen, von denen im Mittelalter die Weiterreise per Schiff in das "Heilige Land" möglich war, um das Grab Jesu in Jerusalem zu besuchen; neben Santiago und Rom das dritte große Pilgercentrum.
Capua und Benevento sind Zwischenstationen, durch die die Via Francigena Sud führt. An der Hacke Italiens schließlich - dem italienischen Finis Terrae (Ende der Welt, Land's End) endet heutzutage die Via Francigena nel Sud in Maria di Leuca - nach über 900km.
Bemerkenswertes am Wegesrand
Die Via Appia Nuova
Die Via Appia (Appische Straße) ist eine Römerstraße, deren Bau 312 v. Chr. unter dem Konsul Appius Claudius Caecus begonnen wurde. Heute ist die Via Appia als Staatsstraße 7 (SS 7) ein wichtiger Teil des italienischen Fernstraßennetzes und hat zum großen Teil den gleichen Streckenverlauf wie die antike Straße. Sie führt über eine Länge von ca. 540 km von Rom nach Brindisi. Die moderne Straße heißt Via Appia Nuova. In der Pontinischen Ebene verläuft die Via Appia 62 km lang geradeaus – bis heute die längste geradlinige Straße in Europa.
Pontinische Ebene
Die Pontinische Ebene, südlich von Rom gelegen, zieht sich entlang der Küste des Tyrrhenischen Meers bis nach Terracina.
Nachdem im 4 Jhdt. v. Chr. der Volksstamm der Volsker, die die Entwässerung der sumpfigen Gegend perfekt beherrschten, von den Römern endgültig unterworfen und verdrängt wurden, gelang dies den unerfahrenen neu angesiedelten römischen Kolonisten nicht mehr. Das Land zwischen Meer und Gebirge versumpfte zunehmend. Die Entwaldung der Berge - das Holz wurde für die römische Flotte gebraucht - und das damit verbundene zusätzliche Wasser aus den Höhen tat ein Übriges. Für viele Jahrhunderte wurde die Ebene unbewohnbar, was nicht zuletzt an der Anopheles-Mücke lag, die tödliche Malaria verbreitete.
Alle Versuche, die Sümpfe trocken zu legen, scheiterten. Sogar Caesar schaffte es nicht. Erst unter dem faschistischen Diktator Mussolini gelang ab 1930, die Ebene innerhalb von 10 Jahren trocken zu legen und urbar zu machen. Neue Städte entstanden in der bis dahin menschenleeren Gegend; heute leben etwa eine halbe Million Menschen in dem mit einem Kanalsystem durchzogenen Gebiet der heutigen Provinz Latina.
Sermoneta
Sermoneta liegt am steilen Südhang des Monti Lepini, einem Mittelgebirgszug nördlich der Pontinischen Ebene. Hinter einer Stadtmauer verbirgt sich ein mittelalterlicher Ortskern und die Höhenburg Castello Caetani.
Seeze
Seeze ist ein Bergdorf mit Potential. Einen schönen Ausblick bietet es und zwei Kirchen auch, aber ansonsten sind die engen Gassen ziemlich trist. Geschäfte gibt es wenige, Touristen verirren sich hierher wohl auch nicht.
Priverno
Die Via Francigena führt von Seeze auf einem schönen, manchmal schmalen Höhenpfad sanft hinab nach Priverno, das frisch renoviert wirkt, was sich vielleicht aus der Tatsache erklärt, dass der Ort seit dem Mittelalter zum Kirchenstaat gehört. Für mehrere Jahrhunderte war die Stadt Bischofssitz.
Es gibt zu sehen:
- an der zentralen Piazza Giovanni XXIII. den Palazzo Comunale, das Rathaus aus dem 13. Jahrhundert
- daneben den Dom Santa Maria Annunziata mit großer Freitreppe (während meines Besuchs gerade in Restauration, die Kirche konnte man aber besuchen
- die romanische Kirche San Benedetto, am östlichen Rand der Altstadt, war einst der Dom von Priverno. Sie ist nicht sehr groß und spartanisch eingerichtet. Alte Wandmalereien zieren die nackten Wände. Mir gefiel die Kirche sehr gut.
Borgo di Fossanova
Wikipedia sagt: "das Kloster Fossanova ist eine ehemalige Abtei der Benediktiner, dann der Zisterzienser und später Kartäuserkloster sowie heute Franziskanerkonvent. Das Kloster ist ein italienisches Nationaldenkmal. Die erste Gründung geht auf das neunte Jahrhundert zurück." Es gibt ein Klostermuseum. Der Besuch der Abtei ist kostenlos. Nicht versäumen sollte man das Caffé dei Guitti, es gibt dort leckeren Kuchen.
Sonnino
Sonnino liegt direkt an der VFs in den Monti Ausoni. Zu sehen gibt es:
- eine Burg mit hohem Rundturm
- Kirche San Michele neben der Burg
- verwinkelte Gassen
Fondi
Fondi liegt an der VFs, die dorthin einen weiten Bogen durch flaches Agrarland macht. Der Ort hat gute klimatische Bedingungen und ausreichende Bewässerungsmöglichkeiten, die intensive Landwirtschaft möglich macht. Zu sehen gibt es:
- das Castello Baronale mit ihrem charakteristischen zylindrischen Turm auf einem quadratischen Fundament, über 31 Meter hoch, gilt als Wahrzeichen der Stadt
- die Viale Vittorio Emanuele II, ein Platz, oder vielmehr eine Fußgängerzone mit vielen Bänken unter schattenspendenden Bäumen
- Der Dom von "San Pietro" geht in seinem aktuellen Aussehen auf das 14. Jahrhundert, aber weist noch romanische Aspekte aus seiner Frühzeit auf.
Via Appia Antica
Ein paar Kilometer südlich von Fondi stößt man auf ein nur wenige Kilometer langes Stück der ursprünglichen Via Appia mit dem originalen Steinpflaster, wie es hier vor mehr als 2.000 Jahren verlegt wurde. Auf dem Abschnitt wurden offenbar auch archäologische Ausgrabungen durchgeführt, zahlreiche Informationstafeln (leider nur auf italienisch) zeugen davon. Es ist ein erhebendes Gefühl, auf dieser antiken Straße entlang zu schreiten. Wer hier wohl schon alles entlang wanderte?
Itri
Itri liegt am Hang der Monti Aurunci. Trotz Kriegszerstörungen bietet der Stadt noch ein pittoreskes Bild mit Sicht über die Pontinische Ebene bis zum Meer (Golf von Gaeta).
Zu besichtigen gibt es:
- Ruine der mittelalterlichen Burg Rocca Caetani
- Die romanische Kirche Sant’Angelo
- vier Stadttore
Gaeta
Der Hafen- und Badeort liegt abseits der VFs auf einer hügeligen Landzunge, einem Ausläufer der Monti Aurunci, am Golf von Gaeta. Beliebt ist der Stadtbezirk „Gaeta vecchia“ mit der mittelalterlichen Burg, den engen Gassen, alten Kirchen sowie der Kathedrale und dem Kloster. Berühmt ist die Barockkirche Santissima Annunziata mit der sogenannten „goldenen Grotte“ (grotta d’oro), die direkt an der Uferpromenade liegt. Zu den bekanntesten Bauwerken gehört auch die Kathedrale von Gaeta, nach dem schweren Erdbeben von 1213 bis 1256 in gotischem Stil wiederhergestellt, aber seit dem 16. Jahrhundert zum Klassizismus hin verändert.
Interessant ist der Regionalpark auf dem Monte Orlando. Schraffe Felsabbrüche, lauschige Wege, weite Sichten, alte Wallanlagen, die in neuerer Zeit zu einem Fitnessparcours zweckentfremdet wurden, eine Kirche und ein kreisrundes Mausoleum auf der Gipfel bieten viele Details zum Erkunden.
Formia am Golf von Gaeta
Formia liegt am Golf von Gaeta. Von hier habe ich alle Etappen unternommen, denn mit dem Bahnhof Formia-Gaeta ist der Ort sehr gut an die Bahnstrecke Roma–Formia–Napoli angebunden.
Die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren sind Tourismus und Fischerei.
Die Via Vitruvio als Haupteinkaufsstraße ist gleichzeitig auch wichtige Verkehrsader, sie verläuft von West nach Ost durch die Stadt.
Östlich des Ortes gibt es einen ganz ansehnlichen Strand.
Parco di Gianola e Monte di Scauri
Wandert man von der Bahnstation Scauri Richtung Meer, kommt man zu einem ausgedehnten Stück Strand. An dessen Ende erhebt sich der Monte Scauri, der einen Regionalpark beherbergt.
Dort gibt zu entdecken:
- Torre di Scauri: der auf dem Hügel Monte D'Oro gelegene Scauri-Turm wurde mit dem Ziel errichtet, die Stadt zu kontrollieren und vor Piraten zu schützen, die die Region vom Mittelmeer her heimsuchten. Der Bau des Turms geht auf das 16. Jahrhundert zurück und ist Teil eines ganzen Verteidigungssystems. Von den anderen Türmen ist allerdings nichts mehr übrig, hier immerhin noch ein paar Mauern.
- Spiaggia del porticciolo Romano: am Fuße des Monto Scauri, natürlich direkt am Meer liegt dieser zauberhafte Ort. Es ist ein vielleicht schon 2000 Jahre alter römischer Hafen, von dem allerdings nur zwei Mauern im Wasser blieben. Diese wurden wohl 1930 etwas renoviert. An einem kleinen Strand kann man sich sonnen.
Die Route
Ablauf
Basecamp / Bahnverbindung
Auch für diese Tour funktioniert das von mir in Italien gerne gewählte Konzept eines festen Standortes (Basecamp) weiterhin gut, denn Züge fahren stündlich zwischen Rom und Neapel hin und her. Um sie nutzen zu können, muss die Route allerdings ein wenig angepasst werden. Sie folgt dadurch nicht immer der Pilgerroute "Via Francigena sud".
Als Basecamp wähle ich ein Appartement in Formia in der Nähe des Bahnhofs Formia-Gaeta.
Anreise: Die., 9.4.24 | Hamburg ✈ Neapel
Abreise: Mit., 17.4.24 | Neapel ✈ Hamburg
Vom Flughafen zum Zentralbahnhof könnte man den Alibus (5€) nutzen. Man kann die Karte zusammen mit dem Zugticket erwerben (TrenItalia). Allerdings sind es vom Flughafen zum Bahnhof nur 4km. Ich bin die Strecke gelaufen.
Die Etappen
- E1' 213 🇮🇹 ⛪VFs: Latina Scalo ▶ Sezze, 20 km
- E1' 214 🇮🇹 ⛪VFs: Sezze ▶ Fossanova, 30 km
- E1' 215 🇮🇹 ⛪VFs: Formia ▶ Gaeta + 🔄, 27km
- E1' 216 🇮🇹 ⛪VFs: Fozzanova ▶ Monte-San Biagio, 30 km
- E1' 217 🇮🇹 ⛪VFs: Scauri ▶ Formia, 16 km
- E1' 218 🇮🇹 ⛪VFs: Monte-San Biagio ▶ Itri, 29 km
- E1' 219 🇮🇹 ⛪VFs: Minturno ▶ Cellole, 19 km
(Die Links führen zu den in Komoot gespeicherten Etappen)
Links
Offizielle Website zur Via Francigena nel Sud
Die Via Francigena in Süditalien: alles, was Sie wissen müssen
Zur Route des E1: HIKING EUROPE: Italien - Latium Süd